Am Vorabend des 1. Mai waren wir mit knapp 200 Menschen auf der Straße und haben kämpferisch und laut unseren Forderungen Raum gegeben. Am Hauptbahnhof starteten wir mit einer Kundgebung. Über Pilgrimstein und Biegeneck – in den 90ern Schauplatz erbitterter Kämpfe gegen Technokratisierungs- und Profitgier der damaligen rot-grünen Stadtpolitik – kamen wir am Erwin-Piscator-Haus zur Endkungebung an.
Unsere Kämpfe sind vielfältig. Wir kämpfen militant und klassenkämpferisch gegen jede Ordnung, die uns vereinzeln und untergraben will. In den Betrieben, die nicht die der Kapitalist*innen, sondern unsere sind. In unseren Vierteln, die nicht Vermieter*innen oder Immobilienkonzernen gehören dürfen, sondern denen die dort leben. Auf der Straße und überall dort, wo Faschist*innen und Rechte uns spalten und unsere Leben und Körper unsichtbar machen wollen. Auf den Bergen Kurdistans, wo die soziale Revolution und all ihre Errungenschaften in verbrecherischer Praxis bekämpft werden. Gegen die patriarchale Ordnung, die unsere Körper reglementieren und auslöschen will. Oder dort, wo man uns unsere Freund*innen wegnehmen will, weil die kapitalistische Logik sie als Außenseiter*innen markiert, die nicht selbst bestimmen dürfen wo sie leben.
Unter uns waren auch alle jene, die nicht hier sein konnten. Alle die der Staat verfolgt, weil sie Verantwortung übernommen haben, deren Leben er bedroht und die er aus unserer Mitte reißen will.
Alle, die konsequent gegen Faschist*innen interveniert haben und deshalb nun im Knast sitzen. Alle, die gegen die Verbrechen des türkischen Regimes kämpfen. Jene, die sich 1886 einsetzten, unsere Arbeit selbstbestimmt zu verrichten und dafür hingerichtet wurden. Alle Betroffene rassistischer Polizeigewalt, wie jüngst Lorenz, den die Oldenburger Polizei tötete, weil er Teilhabe am sozialen Leben einforderte.
Geeint sind wir in dem Streben nach einer gerechteren Welt. In der wir alle unabhängig von Konstrukten wie Herkunft, Gender oder Nationalität ein gutes Leben führen können. Nicht im naiven Glauben, es alsbald zu erreichen, sondern im Beharren, dieses Ziel nicht aufzugeben.
Wir haben uns den 1. Mai als Erb*innen einer jahrhunderte währenden Arbeiter*innen Bewegung zurückgeholt. Nicht als Feiertag, nicht als Tag der Reformen, sondern im Kampf für den radkialen Wandel unserer Gesellschaft.
Unsere Befreiung aus den Ketten des Kapitals, Nationalstaats und Patriarchats wird nicht von oben kommen. Wir holen sie uns selbst.
Klassenkampf statt Vaterland, denn eure Ordnung ist auf Sand gebaut!





