Für den vergangenen Montag, den 29.07., hatte sich der österreichische Faschist Martin Sellner im Rahmen seiner Lesereise in Marburg angekündigt. Für uns war von Beginn an klar: Wir wollen Sellner hier in Marburg keine Plattform bieten und riefen deshalb mit anderen Gruppen und dem „Bündnis gegen Rechts“ zu Gegenaktivitäten auf.
Die von uns unterstützten Gegenproteste begannen um 15:30 auf dem Marktplatz mit einer Kundgebung und Demonstration mit über 1000 entschlossenen Antifaschist*innen Richtung Lutherstraße, wo sich zwei der potentiellen Veranstaltungsorte befanden. Die Naziburschenschaften Germania und Rheinfranken sowie Normannia Leipzig (Barfüßertor) sind nicht erst seit gestern zentrale Akteure und Kaderschmieden der extremen Rechten. Anscheinend reichte aber die Ankündigung des Gegenprotestes bereits, dass Sellner seine Veranstaltung nicht in diesen Räumlichkeiten stattfinden lassen wollte.
Während der Oberbürgermeister für 18:00 Uhr zu einer Kundgebung weit abseits des Geschehens am Erwin-Piscator-Haus aufrief, formierten sich rund um den Messeplatz an drei Standorten Blockaden mit über 150 Antifaschist*innen. Dank antifaschistischer Recherche im Vorhinein konnte frühzeitig der gemeinsame Treffpunkt der Rechten ausgemacht werden. Aufgrund der Blockaden wurden rund 30 Rechte bei ihrem Treffpunkt eingekesselt und beim Rausfahren gehindert, lediglich ein massives (aber kurzzeitig überfordertes) Polizeiaufgebot konnte nach etwa einer halben Stunde eine der drei Blockaden räumen und die sichtlich genervten Faschisten aus der Stadt eskortieren. Die Lesung fand schließlich, nicht wie geplant in Marburg, sondern am späteren Abend im ca. 30 Autominuten entfernten Gladenbach in einem leerstehenden Lokal statt und wurde auch dort von Gegenprotest begleitet. Organisiert wurde dieser Ort offenbar vom seit Jahren bekannten Gladenbacher Neonazi Manuel Mann.
Alles in allem war es ein erfolgreicher Tag für alle Antifaschist*innen in Marburg. Dank eines entschlossenen Zusammenspiels von antifaschistischer Recherche, starker Demo und hunderter motivierter Antifaschist*innen, konnte Sellner seine Lesung nicht wie angekündigt in Marburg abhalten, sondern musste in die hessische Kleinstadt Gladenbach flüchten. Bis auf seine kurze Hop On – Hop Off Autotour durch Marburg am Dienstagmorgen, sowie seiner kurzen Rastpause an einem Stadtautobahnparkplatz am Montag, traute er sich nicht in die Stadt. Auch für den angekündigten Kaffee in der Stadt reichte es wohl nicht, stattdessen musste offenbar ein Coffee To Go Becher herhalten.
In diesem Sinne: Marburg bleibt antifaschistisch – Antifa bleibt Handarbeit!
Vielen Dank an Leon Enrique Montero und Hendrik Bammel für die Bereitstellung der Bilder und journalistischen Begleitung des Protestes. Ebenso ein großes Dankeschön an die Demosanis und allen anderen an der Organisation Beteiligten!