Starke und kämpferische Vorabenddemo zur Wahl!

In Marburg waren wir gestern mit über 600 Antifaschist*innen im Rahmen unserer Kampagne zur Bundestagswahl auf der Straße. Mehr als 6 Wochen lang haben wir Infostände der AfD blockiert, uns inhaltlich und kritisch mit der bürgerlichen parlamentarischen Demokratie beschäftigt, waren auf Demos gegen die CDU und AfD, haben Material gebastelt, Graffitis gemalt und unsere gestrige Vorabenddemonstration vorbereitet. Nach einer Auftaktkundgebung am Marburger Hauptbahnhof, bei der unter anderem auch bewegende Reden über die Situation von Maja und den anderen inhaftierten Antifas gehalten wurden, formierte sich ein starker und kämpferischer Frontblock Richtung Innenstadt. Auf Höhe der Elisabethbrücke begrüßte uns ein Feuerwerk, welches uns in unserer Entschlossenheit zusätzlich motivierte. An zwei weiteren Orten gab es eingesprochene Redebeiträge, die über lokale Faschoaktivitäten in Marburg aufklärten. Die gesamte Demo über haben wir lautstark Parolen gerufen und pyrotechnische Einlagen unterstrichen unser ausdrucksstarkes Auftreten.

Die mit unserem entschlossenen und kämpferischen Auftreten sichtlich überforderten Marburger Bullen holten sich im Laufe der Demo fast eine gesamte Hundertschaft Verstärkung, welche uns am Platz der Endkundgebung begrüßen wollte. Diesen Gefallen machten wir ihnen allerdings nicht, und lösten unseren Demonstrationszug selbstbestimmt einige Meter davor am Rudolphsplatz auf.

Wir halten es auch deshalb mit der Antifaschistin Esther Bejanaro: Wer gegen Nazis kämpft, kann sich auf den Staat nicht verlassen! Wir müssen selbst aktiv werden, uns organisieren und langfristig antifaschistisch kämpfen. Knüpfen wir an unsere erfolgreiche Kampagne und der starken Demo gestern an, denn egal was heute Abend und die darauffolgenden Wochen passieren wird: Antifaschismus bleibt unsere Wahl!

Antifaschismus bleibt unsere Wahl – Vorabenddemo zur Wahl am 22. Februar

Die Aushöhlung des Asylrechts, steigende Mieten, Kürzungen in sozialen Bereichen und eine Politik, die Menschen gegeneinander ausspielt. Während sich die Parteien der sogenannten Mitte als Verteidiger der Demokratie inszenieren, sind genau sie es, die die Forderungen der AfD umsetzen. Phrasen wie „feministische Außenpolitik“ oder „Brandmauer gegen Rechts“ bleiben leere Worthülsen. Rechte Positionen werden übernommen und autoritäre, patriarchale Regime unterstützt. Sie alle schaffen damit die Legitimation für rassistische Gewalt, menschenfeindliche Politik und eine reaktionäre Verschiebung des Diskurses. Die Ampel-Parteien und die CDU sind keine Bollwerke gegen den Rechtsruck – sie sind der Rechtsruck!

Während der Staat und die Polizei autoritäre Strukturen ausbauen und auf dem rechten Auge blind bleiben, sind Antifaschistinnen zunehmend staatlichen Repressionen ausgesetzt. Mehrere dutzend Genossinnen sind aktuell in Deutschland und Europa in Haft. Auch hier wird wieder deutlich, dass im Kampf gegen den Faschismus auf den Staat kein Verlass ist.

Alle vier Jahre der Gang zur Wahlurne um mit Bauchschmerzen aus taktischen Gründen das geringste Übel der Parteienlandschaft zu wählen, um im Anschluss genau dieser Politik ausgeliefert zu sein, ist für uns keine Alternative. Vielmehr ist es unsere Wahl, an 365 Tagen im Jahr antifaschistisch aktiv zu sein. Kommt am 22. Februar um 17 Uhr mit uns auf die Straße, seid laut und lasst uns deutlich machen: Antifaschismus bleibt unsere Wahl!

Unsere Rede bei der Demo „Von Brandmauer zu Brandstifer“ am 31. Januar 2025

Liebe Antifaschist*innen,

dass die Rechten die Hetze machen und die Mitte die Gesetze – ja, das wissen wir schon länger.

Doch seit dieser Woche müssen wir leider feststellen, dass auch die Rechten die Gesetze machen. Denn spätestens seit ihrem gezielten Paktieren mit der AfD kann die CDU nicht mehr die Lüge aufrecht erhalten, eine Partei der „Mitte“ zu sein. Und selbst wenn die AfD nicht die entscheidenden Stimmen liefern würde: die beschlossenen Anträge sind und bleiben rechte, menschenfeindliche Scheiße und das ist doch das Hauptproblem!

Der KPD-Abgeordnete Max Reimann sagte 1949 zur Verabschiedung des Grundgesetzes der Bundesrepublik: „Wir unterschreiben nicht. Es wird jedoch der Tag kommen, da wir Kommunisten dieses Grundgesetz gegen die verteidigen werden, die es angenommen haben.“

Jetzt, 76 Jahre später stehen wir hier – als antifaschistischer Widerstand – und sehen, dass die Menschenrechte in immer größeren Stücken aus ebendiesem Grundgesetz gerissen werden. Noch vor einem Jahr inszenierte sich auch die CDU und FDP als Brandmauer der Demokratie. Nein, CDU und FDP, ihr seid keine Brandmauer, ihr seid der Brand, angezündet von der AfD! Ihr arbeitet doch kontinuierlich daran jede progressive Idee aus dem Grundgesetz zu entfernen! Es reicht! Wir werden das nicht weiter hinnehmen!

Nicht, dass das was Neues wäre, dass bürgerliche Parteien als Steigbügelhalter der Faschisten hier in Deutschland dienen. Bereits 1933 haben die ideologischen Vorgänger von CDU und FDP dafür gesorgt, dass Hitler an die Macht kam. Trotz allen „Nie wieder’s“ scheint es so, als würde sich die Geschichte wiederholen. Ein Land, das zwei Weltkriege angezettelt hat, für die systematische Vernichtung von über sechs Millionen Menschen verantwortlich ist, hat auch heute noch nichts aus seiner Geschichte gelernt. Und zwei Tage nachdem im Bundestag diesen Menschen gedacht wurde, traut sich die CDU, diesen menschenverachtenden Antrag zu stellen. Eure Heuchelei kotzt uns an!

Denn die Richtung, die die CDU einschlägt, ist nicht neu. Es ist nur eine weitere Eskalation im vorherrschenden, rassistischen Diskurs, der die Politik in der BRD seit Jahrzehnten prägt. Nicht nur CDU und FDP, sondern auch SPD und Grüne sind Teil dieser Migrations-Scheindebatte! Statt tatsächlich relevante Probleme zu lösen, ging es in den letten vier Jahren um nichts anderes als Asyl-Verschärfungen, Stärkung der EU-Außengrenzen, Bezahlkarten und Kürzungen. Olaf Scholz forderte beispielsweise wörtlich: „Wir müssen im großen Stil abschieben“. Auf die drängendsten Probleme unserer Zeit haben alle Parteien der bürgerlichen Mitte also keine bessere Antwort als rassistische und menschenverachtende Politik, in der Migrant*innen zu Sündenböcken erklärt werden.

Dabei müsste so viel getan werden: Wer findet denn noch eine bezahlbare Wohnung in der Stadt? Wer muss denn dank stagnierender Löhne und Inflation jeden Cent doppelt und dreifach umdrehen? Wenn nach und nach alle kommunalen Schwimmbäder schließen müssen; wenn Turnhallen als Notunterkünfte für Schutzbedürftige genutzt werden, weil es ignoriert und versäumt wurde für menschwürdige Unterkünfte zu sorge; dann ist klar, dass nicht Schutzsuchende oder Bürgergeldempfänger*innen das Problem sind, sondern diejenigen, die versagen, diese Probleme ernstzunehmen.

Währenddessen sind die Dividenden der großen Unternehmen auf Rekordniveau und es springt ordentlich Boni für die Chefetagen raus. Sie kennen mit ihrer Politik doch nur den Tritt nach unten! Lasst uns eines klarstellen: Wenn es aussieht wir Klassenkampf, sich verhält wie Klassenkampf, dann müssen wir es benennen als das was es ist: Klassenkampf von oben.

Wir haben Angst, was die nächsten Monaten und Jahre kommen wird. Mit großer Sorge beobachten wir den Zuwachs für die AfD, die Jungfaschisten die in allen Regionen Deutschlands präsent werden oder eine sogenannte bürgerliche Mitte, die immer weiter nach Rechts tendiert. Mit großer Sorge beobachten wir die Burschenschaften, die sich wieder vermehrt in die Stadt trauen, die rassistischen Vorfälle auch Mitten in der Innenstadt oder das vermehrte Auftreten von Hakenkreuzen am Erlenring. Wir werden uns davon nicht lähmen lassen, wir werden nicht wegschauen! Wir müssen uns der autoritären Formierung dieser Gesellschaft entgegen stellen! Wir müssen da sein, wenn die AfD Infostände in Marburg oder Umgebung macht. Wir müssen da sein, wenn die Burschenschaften aus ihren Löchern kriechen. Wir müssen da sein, wenn Jungfaschisten linke Kundgebungen provozieren wollen. Wir müssen da sein und wir werden da sein!

Organisiert euch, kommt zum Offenen Antifaschistischen Treffen hier in Marburg!

Tut euch mit euren Freund*innen, Arbeitskolleg*innen oder Kommiliton*innen zusammen und werden aktiv gegen den aufkommenden Faschismus hier im Land.

Und kommt am 22. Februar – am Vorabend der Bundestagswahl – um 17 Uhr zum Marburger Hauptbahnhof mit uns auf die Straße, denn Antifaschismus bleibt unsere Wahl!

Kampagne zur Bundestagswahl: Antifaschismus bleibt unsere Wahl!

Antifaschismus bleibt unsere Wahl – auf der Straße, im Betrieb und an der Uni

Am 23. Februar findet die Bundestagswahl statt. In einer Zeit sich zuspitzender kapitalistischer Krisen – sei es die Klimakrise, der gesamtgesellschaftliche Rechtsruck oder die sich verschärfenden Klassengegensätze – ist es uns ein dringliches Anliegen, solidarische Lösungen aufzuzeigen und eine antifaschistische Grundhaltung zu wahren. Diese Haltung wollen wir als Offenes Antifaschistisches Treffen Marburg in die Öffentlichkeit tragen. Alle vier Jahre der Gang zur Wahlurne um mit Bauchschmerzen aus taktischen Gründen das geringste Übel dieser Parteienlandschaft zu wählen, ist für uns keine Alternative. Vielmehr ist es unsere Wahl, an 365 Tagen im Jahr antifaschistisch aktiv zu sein. Gemeinsam und organisiert kämpfen wir gegen die AfD und andere Faschisten in Marburg und Umgebung.

Den Rechten entgegentreten

Ziel antifaschistischer Intervention ist es, rechte Kräfte in ihre Schranken zu weisen und deren Propaganda zu unterbinden. Dafür treten wir Faschisten auf der Straße, im Betrieb und an der Uni konsequent entgegen. Dies geschieht beispielsweise durch Demonstrationen, die Blockade von Wahlkampfständen sowie das Verteilen von Flugblättern. Dabei ist es uns ein Anliegen, eigene Inhalte zu platzieren und solidarische Krisenlösungen aufzuzeigen.

Die Rechten machen Hetze – die Mitte die Gesetze

Gleichzeitig hegen wir jedoch auch kein Vertrauen in die bürgerlichen Versprechen im Kampf gegen Rechts. Denn während die Ampelparteien sich als Retter der Demokratie inszenieren, setzen sie längst die Forderungen der AfD um: die Aushöhlung des Asylrechts, der ungebremste Mietenwahnsinn und eine Ablehnung von sozialpolitischen Maßnahmen wie der Kindergrundsicherung, um nur einige Beispiele zu nennen. Während die Brandmauer in immer mehr Stadt-, Kreis- und Landesparlamenten anfängt zu bröckeln, ist es eine Frage der Zeit, bis auch auf Bundesebene die AfD weiter an Einfluss gewinnen wird.

Klassenkampf statt Vaterland

Als Antifaschist*innen stehen wir konsequent an der Seite der lohnabhängigen Klasse. Denn für uns als Arbeitnehmer*innen in Beruf, Studium und Ausbildung wäre eine AfD und ihre neoliberale und rechte Politik in Regierungsverantwortung eine Katastrophe. Auch wenn die Aussichten düster sind, sehen wir Antifaschismus als Teil eines Kampfes für eine bessere Welt, für eine klassenlose Gesellschaft.

Bericht und Analyse zu den Infoveranstaltungen über die geplanten Geflüchtetenunterkünfte in Cappel und Moischt

Am Donnerstag, den 25.09.2024 und am Donnerstag, den 18.10.2024 fanden in den Marburger Stadtteilen Moischt und Cappel jeweils von der Stadt durchgeführte Infoveranstaltungen zu den beiden vor Ort geplanten Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete und ausländische Pflegefachkräfte statt. Im folgenden Bericht wollen wir unsere Analyse der Situation vor Ort, der allgemeinen Stimmung in der lokalen Bevölkerung und eine Bewertung aus antifaschistischer Perspektive veröffentlichen.

Kontext

Die Stadt Marburg plant sowohl in Moischt als auch in Cappel größere Gemeinschaftsunterkünfte, in denen sowohl Geflüchtete als auch ausländische Pflegefachkräfte (Moischt) untergebracht werden sollen. In Moischt soll in einem alten Pflegeheim Platz für insgesamt 104 Geflüchtete sowie 30 ausländische Pflegefachkräfte geschaffen werden. Die Unterkunft in Cappel wird voraussichtlich mit 59 Personen belegt, im Ausnahmefall hätten bis zu 83 Personen Platz. Anfang September gab es in Moischt Haustürgespräche mit der Stadträtin Dinnebier, welche aufgrund von Gegenprotest abgebrochen werden mussten. Auch der zweite dafür angesetzte Termin wurde abgesagt. In Cappel wurden anonyme Flyer in der Nachbarschaft verteilt, welche über die geplante Unterkunft informierten und diesbezüglich Sorgen äußerte.

Die Infoveranstaltungen

Beide Veranstaltungen wurden von einem professionellen Moderationsteam geleitet. Die zuständigen Stadtvertreter*innen waren jeweils vor Ort und stellten sich nach einigen einleitenden Informationen den Fragen der lokalen Bevölkerung. Die Fragen waren in Moischt vor allem geprägt von durchaus nachvollziehbaren und berechtigten Einwänden bezüglich der Themen Altenheim, ÖPNV, Verantwortung für die Integration, Beteiligung bei dem Prozess und Größe der Unterkunft. In Cappel gab es einige sachliche Fragestellungen aufgrund von Bedenken wegen des Feuerschutzes in dem Gebäude. Neben diesen inhaltlichen Diskussionspunkten gab es bei beiden Veranstaltungen darüber hinaus auch polemische, populistische und rassistisch motivierte Redebeiträge. Vor allem in Moischt waren diese allerdings vergleichsweise selten, in Cappel wurde diesen auch im Publikum deutlich die Stirn geboten.

Die Stimmung im Saal in Moischt war grundsätzlich angespannt. Bei manchen Aussagen von Fr. Dinnebier und den anderen (städtischen) Vertreter*innen, besonders bei der Sprecherin einer Geflüchteteninitiative, wurde es etwas lauter und Unmut wurde geäußert. Teils war auch klassisches „Wutbürger“-Klientel vertreten, die Personen die Redebeiträge/Fragen formulierten, waren allerdings kaum darunter. Grundsätzlich wurden alle Fragestellungen aus dem Publikum mit Applaus unterstützt (je populistischer die Aussage, desto lauter war auch das „Wutbürger“-Klientel im Applaus) die Antworten seitens der städtischen Vertreter*innen und „Expert*innen“ allerdings nicht.

Anders war die Stimmung in Cappel, wo im Publikum spürbar vor allem Personen waren, die der Unterkunft zunächst einmal grundsätzlich positiv gegenüberstanden. Das „Wutbürger“-Klientel beschränkte sich hier auf wenige einzelne Personen mit mehreren Redebeiträgen, welchen aber durch andere Redebeiträge teilweise deutlich entgegnet wurde.

Einschätzung/Bewertung

Es sind, bis auf einige Ausnahmen, primär soziale Probleme, die die Moischter*innen (zumindest laut ihrer Aussagen) dazu bewegen, sich gegen die Geflüchtetenunterkunft auszusprechen, auch wenn zum Teil sicher diese Themen auch als Vorwand genutzt wurden. Dazu gehört zum einen die Schließung des lokalen Altenheims im letzten Jahr, die katastrophale Anbindung an den ÖPNV (eben dann auch für bspw. die ausländischen Pflegekräfte auf ihrem Arbeitsweg), fehlende Kitaplätze (für Geflüchtete) sowie die von der Stadt formulierte Auslagerung der Integrationsarbeit an die lokalen Vereine.

Dass diese Investitionen gemacht werden könnten, wenn beispielsweise die Übergewinne der Stadt von der Vermögensberatung und Biontech genutzt würden oder auf Bundesebene nicht so vehement ideologisch an der Schuldenbremse festgehalten würde, kommt dort allerdings nicht zur Sprache, weshalb sich der Unmut dann in erster Linie an der Stadträtin, ihrer Begleitung und teilweise an der Unterkunft bzw. den Geflüchteten selbst entlädt.

Dass dabei das Gefühl entsteht, dass die Moischter*innen dann mit einem plötzlichen Bevölkerungszuwachs von 10% überfordert sein würden, ist unter den oben genannten Gesichtspunkten durchaus nachzuvollziehen. Ein Großteil der vor allem in Moischt vorgetragenen Argumente sind nicht von der Hand zu weisen, solange sie sich nicht auf rassistische Ressentiments berufen, sondern sich davon klar distanzieren.

Es bleibt abzuwarten, wie sich mögliche weitere Proteste entwickeln und inwiefern rechte Kräfte auf den Zug aufspringen und versuchen, die Sorgen rassistisch zu instrumentalisieren. Klar ist aber, dass es die Aufgabe einer gut aufgestellten Linken wäre, diese Probleme zu thematisieren und zu kontextualisieren. Dass Marburgs (radikale) Linke das zur Zeit nicht leisten kann, ist uns bewusst. Daher bleibt die Devise: Get organized! Antifaschismus heißt auch Kampf für soziale Gerechtigkeit, für eine klassenlose Gesellschaft.

 

Sellner aus Marburg gejagt!

Für den vergangenen Montag, den 29.07., hatte sich der österreichische Faschist Martin Sellner im Rahmen seiner Lesereise in Marburg angekündigt. Für uns war von Beginn an klar: Wir wollen Sellner hier in Marburg keine Plattform bieten und riefen deshalb mit anderen Gruppen und dem „Bündnis gegen Rechts“ zu Gegenaktivitäten auf.

Die von uns unterstützten Gegenproteste begannen um 15:30 auf dem Marktplatz mit einer Kundgebung und Demonstration mit über 1000 entschlossenen Antifaschist*innen Richtung Lutherstraße, wo sich zwei der potentiellen Veranstaltungsorte befanden. Die Naziburschenschaften Germania und Rheinfranken sowie Normannia Leipzig (Barfüßertor) sind nicht erst seit gestern zentrale Akteure und Kaderschmieden der extremen Rechten. Anscheinend reichte aber die Ankündigung des Gegenprotestes bereits, dass Sellner seine Veranstaltung nicht in diesen Räumlichkeiten stattfinden lassen wollte.

Während der Oberbürgermeister für 18:00 Uhr zu einer Kundgebung weit abseits des Geschehens am Erwin-Piscator-Haus aufrief, formierten sich rund um den Messeplatz an drei Standorten Blockaden mit über 150 Antifaschist*innen. Dank antifaschistischer Recherche im Vorhinein konnte frühzeitig der gemeinsame Treffpunkt der Rechten ausgemacht werden. Aufgrund der Blockaden wurden rund 30 Rechte bei ihrem Treffpunkt eingekesselt und beim Rausfahren gehindert, lediglich ein massives (aber kurzzeitig überfordertes) Polizeiaufgebot konnte nach etwa einer halben Stunde eine der drei Blockaden räumen und die sichtlich genervten Faschisten aus der Stadt eskortieren. Die Lesung fand schließlich, nicht wie geplant in Marburg, sondern am späteren Abend im ca. 30 Autominuten entfernten Gladenbach in einem leerstehenden Lokal statt und wurde auch dort von Gegenprotest begleitet. Organisiert wurde dieser Ort offenbar vom seit Jahren bekannten Gladenbacher Neonazi Manuel Mann.

Alles in allem war es ein erfolgreicher Tag für alle Antifaschist*innen in Marburg. Dank eines entschlossenen Zusammenspiels von antifaschistischer Recherche, starker Demo und hunderter motivierter Antifaschist*innen, konnte Sellner seine Lesung nicht wie angekündigt in Marburg abhalten, sondern musste in die hessische Kleinstadt Gladenbach flüchten. Bis auf seine kurze Hop On – Hop Off Autotour durch Marburg am Dienstagmorgen, sowie seiner kurzen Rastpause an einem Stadtautobahnparkplatz am Montag, traute er sich nicht in die Stadt. Auch für den angekündigten Kaffee in der Stadt reichte es wohl nicht, stattdessen musste offenbar ein Coffee To Go Becher herhalten.

In diesem Sinne: Marburg bleibt antifaschistisch – Antifa bleibt Handarbeit!

Vielen Dank an Leon Enrique Montero und Hendrik Bammel für die Bereitstellung der Bilder und journalistischen Begleitung des Protestes. Ebenso ein großes Dankeschön an die Demosanis und allen anderen an der Organisation Beteiligten!

Organize! Offenes Antifa Treffen am 11.11

Am 11.11 findet um 19 Uhr das Offene Antifa Treffen Marburg in der Rakete im Bettenhaus statt. Diesmal wird es darum gehen, wie sich das OAT in Zukunft gestalten soll und was so in nächster Zeit ansteht. Für alle die Bock haben sich antifaschistisch zu organisieren, kommt vorbei!

In der Rakete gilt die 3G+ Regelung. Kommt getestet oder bringt einen tagesaktuellen Schnelltest mit.

Antifa in Japan – Widersprüche zwischen linker Utopie, Liberalismus und „Patrioten gegen Rechts“

Antifa in Japan – Widersprüche zwischen linker Utopie, Liberalismus und „Patrioten gegen Diskriminierung“

„Kaere!“ – auf Deutsch „Haut ab!“ tönte es 2013 durch die Straßen von Tokios Koreatown. Zum ersten mal gelang es AntifaschistInnen, eine neofaschistische Demo durch Aktionen zivilen Ungehorsams zu blockieren. Daraufhin wurden im ganzen Land dutzende Antifa-Gruppen gebildet, die den zahlreichen rechtsextremen Gruppen in Japan das Leben auf die ein oder andere Weise schwerer machten.

Diese „neue“, sich an westlicher Antifa-Ästhetik und Aktionsformen orientierende AFA-Bewegung ist ein Produkt der massenhaften Anti-Atom-Proteste nach der Fukushima-Katastrophe. Doch die Bewegung ist ideologisch widersprüchlich, vereint in sich sowohl Teile der radikalen Linken über Liberale bis hin zu rechten AktivistInnen. Im Vortrag wird nicht nur die „neue“ Antifa-Bewegung Japans unter die Lupe genommen, sondern stellt diese in einen breiteren Kontext des historischen japanischen Antifaschismus ab etwa 1920.

Vortragender: Gregor Wakounig ist Japanologe, Übersetzer und freier Journalist (u.a. Jungle World). Er forscht zu und schreibt über soziale Bewegungen in Japan.

Der Vortrag ist eine Kooperationsveranstaltung der Gruppe CAT, OAT-Marburg und dem Antifa-Referat des AStA Marburg mit freundlicher Unterstützung des AStA Marburgs.

OAT am 30.09.22

Nach einer kurzen Pause findet am 30.09.22 ab 20:45 im Café am Grün das nächste Offene Antifa Treffen Marburg statt. Diesmal gibt es von Menschen aus der Fecher Wald Besetzung (https://teufelsbruch.blackblogs.org/) ein Input zu den aktuellen Kämpfen und wie ihr die Besetzung unterstützen könnt.

Außerdem gibt es ein Mobiinput gegen den Burschentag der „Neuen Deutschen Burschenschaft“. Denn am ersten Oktoberwochenende soll der Burschentag der Neuen Deutschen Burschenschaft (NDB) auf dem Haus der Arminia Marburg stattfinden. Um diesen Dachverband ist es seit seiner Abspaltung von der Deutschen Burschenschaft Mitte der 90er Jahre vergleichsweise ruhig geblieben. Dennoch gibt es aus antifaschistischer und emanzipativer Sicht einiges an der NDB zu kritisieren: Die in der NDB organisierten Burschenschaften sind allesamt elitäre Männerbünde mit einem ausgeprägten Patriotismus. Auch findet eine Abgrenzung zur Deutschen Burschenschaft (DB) nur teilweise statt. Beispielsweise ist die Marburger Burschenschaft Arminia mit extrem rechten Burschenschaften im „Marburger Waffenring“ organisiert, bei gleichzeitiger lokalpolitischer Tätigkeit ihrer Burschen für die CDU. Der Vortrag wird ausgehend von einer Kritik der Burschenschaften die Geschichte der NDB nachzeichnen und dabei auf ihre Verbindung und Abgrenzung zur Deutschen Burschenschaft (DB) eingehen. Danach soll eine eigene Kritik an der NDB formuliert und diskutiert werden. Der Vortrag ist einsteiger*innengrundlich.

Kommt bitte mit einer Mund-Nasen-Bedeckung zum OAT. Ein Schnelltest ist aufgrund der Geldfrage keine Bedingung für die Teilnahme am OAT. Macht es aber gerne, wenn euch die Möglichkeit gegeben ist.

PS: Das reguläre OAT am ersten Freitag im Oktober, also den 07.10.22, fällt aus.